Biographie
*1970 | Rheine |
2000–2006 | Hochschule für Künste Bremen, Meisterschüler Prof. Karin Kneffel |
Lebt und arbeitet in Bremen |
Preise / Stipendien
2014 | Inselmaler, Jahresstipendium der Sylter Kunstfreunde |
2011 | Berlin Stipendium der Freien Hansestadt Bremen |
2007–2008 | Stipendium der Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode |
2005 | Imke Folkerts Förderpreis für bildende Kunst |
2004 | Preis der „Nordwestkunst“ der Kunsthalle Wilhelmshaven |
Einzelausstellungen
2018 | I'M NOT AFRAID", Galerie Burster, Berlin |
„Bromance“, mit P. Rambowski, Evelyn Drewes Galerie, Hamburg | |
2016 | „Kann man davon leben?“, Galerie Kramer, Bremen |
„Der Schweizer Sammler", Zentrum für Künstlerpublikationen, Weserburg, Bremen | |
2014 | "tra tra tra", designxport, Hamburg |
"Style", Sylter Kunstfreunde, Westerland | |
2013 | "S/M/L/XL", Galerie Kramer, Bremen |
„I'M THIS - I'M THAT“, Evelyn Drewes Galerie, Hamburg | |
2011 | „Easy, Lucky, Free“, Kunstverein Cuxhaven |
2010 | „Bad Bank“, GaDeWe, Galerie des Westens, Bremen |
2008 | „Today I was an evil one”, Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode |
„The blue light“, Galerie Schuster, Berlin | |
„Tuzzi”, Galerie Schuster, Frankfurt | |
2007 | „Alles Paletti”, Galerie Kramer, Bremen |
2006 | „zwei liegen, einer hockt, einer steht, Teil 1, Teil 2”, Galerie Schuster, Berlin |
Gruppenausstellungen
2020 | "Umformung", Evelyn Drewes Galerie, Hamburg |
2019 | "Nachts allein im Atelier #6", Evelyn Drewes Galerie, Hamburg |
Ostrale 2019, Dresden | |
"Bildersprachen", Syker Vorwerk, Syke | |
2018 | "talent is cheap", Kunstverein Rotenburg, Rotenburg |
2017 | "Nachts allein im Atelier IV", Evelyn Drewes Galerie, Hamburg |
"GB Open", Güterbahnhof, Bremen | |
"Trunk", Kunstverein Lüneburg | |
„THE PROOF IS IN THE PUDDING“, Karin Kneffel und 28 Meisterschüler, Galerie Noah, Augsburg | |
"TROY", Evelyn Drewes Galerie, Hamburg | |
"Luther: Idol & Fetisch", Kunstverein Buchholz | |
2016 | "meistern", Karin Kneffel Meisterklassen, Evelyn Drewes Galerie, Hamburg |
2015 | "Nachts allein im Atelier", Evelyn Drewes Galerie, Hamburg |
"15 Jahre PREIS DER NORDWESTKUNST", Kunsthalle Wilhelmshaven | |
"Knotenpunkt 2015", Affenfaust Galerie, Hamburg | |
"Raumstationen", Kunstverein Hannover | |
"Millerntor Gallery #5", Millerntor Stadion, Hamburg | |
2014 | "Karin Kneffel und Meisterschüler", Kunstverein Lippe, Detmold |
"Hobo my way", Ostfriesland, Berlin | |
"Head and shoulders", Haus Coburg, Delmenhorst | |
"Notausgang am Horizont", 8. Bremer Kunstfrühling, BBK, Bremen | |
2013 | "Junge Kunst", Sparkasse Karlsruhe Ettlingen, Karlsruhe |
"Junge Positionen", mit Evelyn Drewes Galerie, Offenbach | |
P/ART, producers artfair, Hamburg | |
2012 | "Made in Germany", mit Galerie PopArtPirat, London |
"INDEX 12", Kunsthaus Hamburg | |
"hard row to hoe", Galerie PopArtPirat, Berlin | |
"Endstation Künstler", Ostfriesland, Berlin | |
"Delikates", Ostfriesland, Berlin | |
2011 | "Rund & Eckig", Galerie Gavriel, Bremen |
"Nachts allein im Atelier", Galerie PopArtPirat, Hamburg | |
"Relax", Kreuzberg Pavillon Neuköln, Berlin | |
"Vol.1 - Drawings, Sounds & Ambiences", Projekt der HBK Braunschweig, Cuxhaven | |
2010 | „33. Bremer Förderpreis für bildende Kunst“, Städtische Galerie Bremen |
„85. Herbstausstellung niedersächsischer Künstler“, Kunstverein Hannover | |
2009 | „6 Artisti della GaDeWe di Brema“, Galleria Bianca Maria Rizzi, Mailand/Italien |
2008 | „Tête-à-tête”, Galerie KraskaEckstein, Bremen (mit Benjamin Blanke) |
2006 | „Fiesematenten”, Städtische Galerie Bremen |
Texte / Publikationen
Wahlverwandtschaften, Christian
Werkmonographie: Christian Holtmann "ZO"
Ein talentierter Maler im besten Mannesalter, wir wollen ihn Christian nennen, wollte berühmt werden. Wie so viele junge Künstler hatte er eine Menge Selbstzweifel. Das ist normal. Christian bewarb sich um den Preis der Nordwestkunst 2004. Junge Künstler müssen sich um solche Preise bewerben, denn wenn sie mal 35 sind, werden die Chancen geringer, bei zeitgenössischen Wettbewerben noch berücksichtigt zu werden. Christian war 34, es war also höchste Zeit. Die Kunst liebt junge Kunst und schöne Körper. Sein Können brachte ihm den Preis ein, zu Recht, daher kannten wir uns, denn ich leitete damals die Kunsthalle Wilhelmshaven. Christians Kunst kam mir immer auch wie eine Reise in meine eigene Vergangenheit vor – Jungskunst eben, die poppig bunt von den Verwirrungen, Wahrnehmungen und Wünschen einer Existenz als nie ganz erwachsen werdendes männliches Wesen der Gattung Mensch erzählte. Darunter waren kleine Medienbildchen, wie wir sie aus dem Fernsehen, von Zeitungen, Illustrierten oder Videospielen im Kopf hatten, aus Kontextoberflächen heraus- und abgerissen und malend festgefroren, Fragmente eines Hineingeworfen seins in eine grelle, vollgestopfte und immer moderner werdende Welt, die uns ständig etwas zu sagen hatte – aber was bloß? Aber es gab auch schon große Gemälde, die in ihren harmlos, niedlich, bedrohlich zauberhaften Kombinationen absurd für unseren real existierenden Surrealismus zeugten, in dem wir nicht ein noch aus wussten, uns aber wie toll vorkamen. Diese Welt war die alte Bundesrepublik, ein sehr gleiches, sehr befreites, etwas langweiliges Land, das sehr auf Amerika schaute, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aus dem alle Trends kamen und das die Coolness erfunden hatte. So war das.
So ist es nicht mehr, nicht mehr so jedenfalls, und auch Christian ist natürlich älter geworden, wie ich selbst. Noch immer hat unsere Gegenwart sehr viel mit jener medialen Parallel-, Ersatz- und Fluchtwelt zu tun, die wir im Fernsehen, in Zeitungen, Illustrierten, Videospielen und zunehmend überall gesehen haben, vielleicht sogar noch mehr, das Internet natürlich nicht zu vergessen. Noch immer möchte Christian endlich berühmt werden, so berühmt wie Gerhard Richter (Abb. S. 37), wie Keith Haring, wie Sigmar Polke (Abb. S. 47), wie Joseph Beuys, wie Jonathan Meese (Abb. S. 11), wie Cindy Sherman. Das ist für einen Künstler, der nicht so berühmt ist wie Damien Hirst, wohl normal. Aber Keith Haring starb an Aids, Sigmar Polke starb, Joseph Beuys auch, Jonathan Meese ist, was seine Sozialprognose angeht, als eher grenzwertig einzustufen, und auch Cindy Shermans Cosplay-Selfies, so halluzinatorisch wie ein Tarantino-Film, sind alle etwas bedenkliche Identifikatoren für einen so grundsympathischen Typen wie unseren Titelhelden. Christian, wie ich ihn kennengelernt habe, ist wohl eher kein Held. „I'm not afraid“ (Abb. S. 25, natürlich vor „Red, Yellow and Blue“ – wieder so ein Gigant der Superheldengeschichte der Modernen Kunst) liest sich bei ihm wie das Pfeifen im Walde und sieht auch so aus – etwas dünn auf dem zu großen Feld, aber mit kräftig bemühten Versalien.
Die Kunstgeschichte liebt Superhelden. Wassily Kandinsky etwa, wie er ganz allein gegen den Sumpf des Realismus die Ungegenständlichkeit erfindet und die Welt mit seiner Kunst in das Geistige führt – oder natürlich Pablo Picasso, aus dessen testosterongefülltem Pinsel jeder einzelne Strich sofort den Pablo Picasso riechen lässt, ein Genie seiner selbst. Solche Geschichten sind prägend für Christian und mich wie Superman und Spiderman, die früher auch mal ab und zu in seiner Kunst auftauchten, wie der Weiße Hai, Pac-Man und Lurchi, den ich wirklich immer sehr mochte, weil er so ein tolles Sixpack hatte. Ich konnte Christian verstehen, dass er kurz davor war,„I need ä Dollar“ (Abb. S. 30/31) aus dem Katalog zu nehmen, weil es sich so nach„Bettelkünstler“ anhöre. Doch „I need ä Dollar“ ist ziemlich präzise. Denn das ist doch der Hilfeschrei eines bildungsfernen Prekariatshomies, der seinen dilettantischen Erpressungsversuch mit ausgeschnittenen Lettern auch noch nach der Masche „Ich bin jung und brauche das Geld“ entschuldigt – einfach erbärmlich! Das ist doch nicht unser Christian, der kann gut Englisch und macht so was nicht, so ein anständiger Kerl. Macht er eben doch. Ist sogar von ihm signiert, auf der Rückseite, das Opfa! Was soll er auch machen, wo die Superhelden – Richter, Haring, Polke, Beuys, Hirst und wie sie alle heißen – schon alles gemacht haben? Christian hat gewissermaßen das Pech, Künstler in der richtig späten Moderne zu sein. Martin Kippenberger, der vor Christian auch schon alles gemacht hat, hat mal ziemlich treffend gesagt: „Ich kann mir nicht jeden Tag ein Ohr abschneiden.“ Das macht doch mal Mut! Gegen Selbstprostitution, Deformationsfetischismus und Exhibitionismus, die im Kunstschweinesystem angesagt sind, ein Zeichen setzen. Nein, politisch engagiert ist unser Christian eher nicht, zumindest nicht in seiner Kunst. Kein Held eben, wie wir.
Aber er ist zweifellos ein nie ganz erwachsen werdendes männliches Wesen der Gattung Mensch, wie so viele von uns, und voller Selbstzweifel. Das ist normal. Das macht ihn mir so grundsympathisch. Tapferkeit hat eine bemerkenswerte etymologische Verwandtschaft zum Bravsein. Im Englischen, das Christian richtig gut kann, ist das für uns noch spürbar: brave, englisch = deutsch, tapfer. Der, der brav ist, ist artig, tut, was von ihm verlangt wird, was getan werden muss, was ein Mann halt tun muss, da sind wir schon bei der Tapferkeit angelangt. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss, brav, tapfer, gegen die Angst und gegen viele Zweifel. Das ist ziemlich aus der Mode und auch politisch ziemlich unkorrekt, weil Männlichkeit mittlerweile nicht völlig zu Unrecht als hochriskante Lebensform gilt. Christian lebt nicht nur in der späten Moderne, sondern auch im postmännlichen Zeitalter. Ziemlich viel Pech für ihn. Er macht daraus, was ein Künstler nun mal tun muss: verwandelt, so gut es eben geht, die Schwierigkeiten und Widerstände in Kunst. Die alten Kämpfe sind allerdings gekämpft: gegen die Borniertheit der alten Herren und Damen, die Ignoranz der Bourgeoisie, die Biederkeit des Establishments. In Ausstellungen zeitgenössischer Kunst sind eigentlich alle betroffen oder angesprochen, das ist ganz wichtig und man kann richtig gut darüber reden. Wenn’s gut läuft, sind die Sammler aus Dubai, die Künstler aus Berlin, die Rede halte ich, die Party ist italienisch und alles ist organisiert von den Schweizern. Wenn’s blöd läuft, sind die Sammler aus Berlin, die Künstler aus Dubai, die Rede halte ich, die Party ist schweizerisch und alles ist organisiert von den Italienern – ein Witz, mehr nicht, wahrscheinlich nicht mal ein guter. Der Sieg der zeitgenössischen Kunst ist ein totaler, leider. Holtmann kämpft nun noch mit der eigenen Bravheit, mit dem Künstler in ihm, ringt ihm Meisterwerke ab, damit, dass Kunst neu zu sein hat, dass ein Künstler doch großartig sein muss, und dieser Kampf ist streng, weil er nun mal nicht Pablo Picasso ist, Gott sei’s gedankt, geklagt und gepfiffen, tapferer Christian, ich mag Dich.
Ein Bild wie „I could do that“ macht mich immer auch ein wenig traurig, traurig im Sinne von melancholisch, aber schon auch traurig. Wer’s sagen muss, kann’s vielleicht doch nicht ...? Unsere Generation – Du bist nur vier Jahre jünger als ich – ist aufgewachsen im postpolitischen Zeitalter. Alles zu viel Post und zu wenig Botschaft. Politik hat uns eigentlich nicht sehr interessiert, wir mussten und sollten Karriere machen, was immer schwieriger wurde. Generation X, die kann keine Helden, warum auch. Manche von uns haben auch verdammt Glück gehabt. Wir sind wohl ein wenig kraftlos, so dass es nicht mal zu einem ordentlichen Namen für unsere Generation reicht. Aber wir sind da. Und wir können uns was kaufen. Das ist unsere einzige Macht, auch das kommt noch aus Amerika. Das hast Du verstanden, Christian, und Du wolltest die Fronten wechseln – vom Konsumentenvieh zum Player. Marketingtechnisch finde ich die Masche mit dem großen Punkt mitten auf den Bildern ganz schön ausgebufft. Erkennt man sofort wieder, verdeckt dennoch etwas und macht deshalb neugierig. Und dann sieht es noch supergeil nach Minimalismus aus, ist aber das Gegenteil. Du hast es echt drauf, hast es kapiert. Die Botschaft wirkt dann umso subtiler: „But you didn’t“ – Ouch! Das hat gesessen. Ja, ich gebe zu, das macht mir Freude, hab Spaß daran und erkenne mich auch immer ein bisschen selbst darin. Du bist ein Trittbrettfahrer, Christian, ein richtig cooler Skater, der auf den großen, einzigen und rasenden Zug der Klassischen Moderne gerade noch rechtzeitig aufspringen will und es uns allen noch einmal so richtig zeigen wird, yeah. Es ist ziemlich spät. Die Postmoderne, schon wieder so eine Post, war immer eine Lüge. Nach der Moderne ist immer in der Moderne gewesen und wir kamen da nicht raus, wie in einer Drehtür, einer Turbine, die die Moderne ja auch ganz schön lange vor sich hergetrieben hat. Doch leider leben wir auch schon im posthistorischen Zeitalter und da schreiben wir einfach nicht mehr die Geschichte der Zukunft, irgendeiner Zukunft wohlgemerkt, denn es geht nicht mal mehr um „keine Utopie“ mehr, sondern das ist schlichtweg wie gar kein Wetter. Apokalypse fühlt sich anders an, heroischer, tragischer. Damit hatten wir nicht gerechnet. Mach doch mal was über Melania Trump, mit der werden wir sicher noch viel Spaß haben, und Du magst Amerika doch auch, das haut rein, denn sogar das Postfaktische hat gerade eben erst begonnen. Aber waren wir nicht immer schon post- faktisch – Lurchi rules!? Hat Kunst nicht immer schon die Fakten, den Realismus abgeschafft und hinter sich gelassen? Vielleicht passiert uns aber tatsächlich gerade etwas, das mit unserer guten alten Moderne nichts mehr zu tun hat, und wir haben es nur noch nicht so richtig mitbekommen. Wir werden sehen. Ob es dann überhaupt noch Kunst geben wird? Wir werden sehen. Yes, No, I don’t know. Und Du auch nicht, Christian.
(Daniel Spanke)
"schon mal gesehen" - Interview Anett Beier mit Christian Holtmann
Wie finden sie Ihre Vorlagen?
Zunächst habe ich meine Bildvorlagen in Zeitschriften und Zeitungen gefunden, dann in Filmen und schließlich im www. Die Auswahl erfolgt intuitiv, ein Bild muss mich interessieren, wobei das Interesse durch Inhalt und Komposition geweckt wird. Wenn mich ein Thema interessiert recherchiere ich in den mir zur Verfügung stehenden zweidimensionalen Bildwelten. Dazu zählt auch mein privater Bilderschatz oder Inszenierungen.
Die Verfahren der Kunstrpoduktion unterliegen mit der Zeit auch immer der Veränderung. Die Praktiken und Strategien des Umgangs mit bereits bestehendem Material stehen heute eng in Verbindung mit dem Zugang zu neuen Medien. Warum ziehen Sie diese Ihre Vorlagen gerade aus dem Pool der Medien und bedienen sich nicht bestehenden Materials anderer KünstlerInnen (Werke)? Oder tun sie dies ebenfalls?
Das bereits bestehende Material anderer Künstler ist ja bereits in den Pool der Medien als Bild eingegangen. Von jedem halbwegs bekanntem Kunstwerk existieren Bilder auf Websites, in Magazinen oder Filmen. Hier bediene ich mich mit einem gewissen Respekt vor den alten Meistern, und größerem gegenüber den jungen Kollegen. Auf Kunstmessen habe ich Werke noch unbekannter Kollegen fotografiert, weil ich sie besonders fand und sie dann verwendet.
Be-/Ver-/arbeiten sie auch eigene Arbeiten/eigenes Material nochmals – inszenieren sie diese also in anderen Kontexten neu und wie genau gestaltet sich dies (Beispiel)?
Wenn ein Motiv, oder eine Arbeit das Potenzial hat verwende ich es wieder und wieder. Ein schönes Beispiel ist die Amerikanische Flagge. Der Inhalt den sie transportiert interessiert mich, die Ambivalenten Gefühle, die sie auslößt und natürlich die brillante Kombination von Form und Farbe. Weiß, Rot, Blau, Sterne und Streifen …
Welchen Stellenwert nimmt bei ihrer Arbeit das Herauslösen und Endbotschaften (o.ä.) medialen Vorbilder, als künstlerische Strategie, ein?
Eine Strategie habe ich nicht. Die Botschaft lautet: Hier ist ein Bild und keine Antwort.
Was verstehen Sie unter 'postzeitgenössicher' Kunstproduktion und können Sie sich mit diesem Begriff identifizieren?
Der Begriff ist eine schöne Kreation. Wenn man davon ausgeht, das Zeitgenössisch “jetzt gegenwärtig” bezeichnet ist er irgendwie absurd, da er in der Gegenwart eine Ansicht auf zukünftiges beschreibt.
Postzeitgenössisch ist noch nicht entdeckt und befindet sich im Untergrund, ist vielleicht subversiv und noch nicht von der Kunsttheorie erfaßt und Katalogisiert worden. Damit indentifiziere ich mich gerne, denn das verspricht Potenzial für die Zukunft und ist dann eventl. irgendwann zeitgenössisch und populär.
Wie hat sich der Umgang mit (Kunst-)Material (mit vorgefundenem Material) verändert bzw. wie gehen Sie mit bereits bestehendem (mögl. auch eigenem) Material um?
Wie ein Outlaw. In der Kunst ist alles erlaubt. Im Zeitalter des Internet ist das Urheberrecht und der Umgang mit fremden geistigem Eigentum hoch aktuell.
Wie „angesehen“ (bei RezipientInnen/KollegInnen/KunstKritikerInnen) ist der Gebrauch von schon bestehendem Material als Ausgangspunkt der eigenen künstlerischen Produktion aus Ihrer Sicht?
Banksy sagt: Bad artists imitate, good atists steal.
Wenn Sie sich das Phänomen 'Postproduction' (Arbeitsschritte der Nachbearbeitung bei Film und Fernsehen sowie in der Kunstproduktion die Nach-/Um-/Überarbeitungen bestehender/en Werke/Materials; nach Bourriaud) vor Augen führen, würden sie ihre Arbeiten unter diesen Begriff einordnen können?
"When artists find material in objects that are already in circulation on the cultural market, the work of art takes on a script-like value:"when screenplays become form," in a sense" (Bourriaud: Postproduction, 2002)
Was verstehen Sie unter dem sogenannten 'sctipt-like-Wert' und würden Sie Ihren eigenen Arbeiten einen 'script-like-Wert' beimessen?
Ich denke jedes Zeichen und jede Information, die jemand aussendet hat einen solchen script-like-value.
In Kunst, Musik und Literatur basieren Werke immer auf Werken vorheriger Generationen oder sind zumindest davon inspiriert. So würde ich meine Arbeit natürlich auch unter diesem Begriff einorden und ihr wiederum einen solchen Wert beimessen.
Allerdings arbeite ich nicht explizit nach einem solchen Model. Mir ist natürlich bewußt, dass so wie ich die Arbeiten anderer verwende ebenso meine Arbeiten Verwendung finden. Dabei können natürlich ganz wunderbare wie auch ärgerliche Sachen entstehen.
Christian Holtmann
"Ich kenne das Leben, ich bin im Heimkino gewesen"
Werkmonographie
2018, 149 Seiten
Über die Galerie erhältlich

Christian Holtmann
"ZO"
Werkmonografie
Hrsg. Petra und Dieter Frese Stiftung
Rasch Druckerei und Verlag GmbH
2017, 61 Seiten
Auflage: 300
ISBN: 978-3-89946-256-2

Christian Holtmann
"Der Schweizer Sammler"
2015, 84 Seiten
Hrsg. Olivier von Schulthess
ISBN: 978-3-945521-01-4

Christian Holtmann
"Style"
Auflage: 1.000
2014, 29 x 21 cm
ISBN: 978-3-9815292-1-0